|Wanderlust| Südtirol – Wanderung um Langkofel und Plattkofel

Sonntags stand die mit Abstand längste und anstrengendste Wanderung auf dem Programm. Der Plan war, Langkofel und Plattkofel komplett zu umwandern.

Einer der zu umkreisenden Berge

Um die Idee zu dieser Wanderung zu erklären, muss ich ein bisschen weiter ausholen, denn schuld ist der Hectooor! Im Gegensatz zu mir waren nicht alle Mitglieder unserer Reisegruppe von Anfang an von dieser Wanderroute begeistert. Aber dann kam das Viertelfinale bei der EURO 2016 zwischen Italien und Deutschland und jemand hat sich ganz weit aus dem Fenster gelehnt: „Wenn Deutschland dieses Elfmeterschießen gewinnt, dann wandere ich um Langkofel und Plattkofel!“ Dieses Versprechen musste – Hector sei dank – auch eingelöst werden. Allerdings fanden wir im Vergleich zur ursprünglichen Route, die mit einem einstündigen extrem steilen Aufstieg begonnen hätte, eine etwas gemäßigtere Variante, die sich als zwar lang aber machbar herausstellte.

Äußerst kompliziert gestaltete sich die Anfahrt zum Sellajoch, dem Start der Wanderung. Zunächst hatten wir ein chaotisches Tankerlebnis… In Südtirol sind Tankstellen keine kleinen Supermärkte wie in Deutschland, weshalb an Sonntagen nur Tanken mit Tankautomat möglich ist. Ich habe bislang ausschließlich in den USA mit einem Tankautomat getankt (und da ist das total easy peasy). Erschwerend kam hier hinzu, dass die Beschilderung völlig unzureichend war, was dazu führte, dass eine Horde hilfloser Touristen an der Tankstelle herumstand. Dicht hinter meinem Auto parkte plötzlich ein einheimisches Auto äußerst schwungvoll ein. Ein Italiener mittleren Alters stieg aus und begann laut und wild gestikulierend auf uns einzureden. Ich stoppte ihn und erklärte ihm auf Englisch, dass wir nur Englisch oder Deutsch sprechen. Damit konnte er überhaupt nichts anfangen. Entnervt stürmte er zurück zu seinem Auto, motzte mit seinem Beifahrer und fuhr mit einem Affenzahn davon. Keine Ahnung, was diese Aktion sollte. Mag sein, dass wir Touristen die Tankstelle seit knapp fünf Minuten „blockiert“ hatten, aber von jemand in dem Alter erwarte ich schon, dass er zumindest bruchstückhaft Englisch spricht. Südeuropäer aber auch wir Mitteleuropäer können uns uns in der Hinsicht eine große Scheibe von den Skandinaviern abschneiden. Da spricht jeder fast fließend Englisch. Nachdem wir das Tanken mit Hilfe einer Gruppe bayrischer Motorradfahrer geschafft hatten (der Trick: man muss erst an einem zentralen Automaten bezahlen, der in unserem Fall meilenweit von unserer Zapfsäule entfernt war), fuhren wir weiter zum Ausgangspunkt unserer Wanderung, dem Sellajoch, aber ein paar hundert Meter vor dem Parkplatz gab es plötzlich Stau und es ging überhaupt nichts mehr. Zum Glück hielten wir durch und die Schlange bewegte sich doch wieder voran. Der Grund für den Stau war ein auf dem Sellajoch stattfindendes Trachten-/ Musikantentreffen. Mein Tipp: vielleicht eher unter der Woche und nicht am Wochenende das Sellajoch anfahren.

Blick auf die schneebedeckte Marmolada

 

Wunderschöne Bergwelt

Den Einstieg zu unserer Wanderung fanden wir problemlos. Zu Beginn waren außer uns relativ viele weitere Wanderer (teilweise eher in Spaziergangsausrüstung) unterwegs. Je weiter sich der Weg hinzog, desto einsamer wurde es. Wir entschieden uns, die Route rechtsherum um Langkofel und Plattkofel zu gehen. Die Aussicht war die meiste Zeit grandios. Relativ zu Beginn kamen wir an der Hütte „Piz de Sella“ vorbei. Anschließend bogen wir versehentlich auf die Markierung 526B ab, weshalb die Route ca. eine Stunde länge war. Wunderschön war der 360°-Blick, den wir unterwegs auf die Seiser Alm inklusive Schlern hatten. Weniger abenteuerlich als es ursprünglich aussah, gestaltete sich die Überquerung einer Geröllhalde.

Steine im Gebirge (und kleine, fotografische Spielerei)

 

Auch ein paar Radfahrer waren unterwegs. Aber bei weitem nicht so viele wie auf der Straße zum Sellajoch.

 

Die Geröllhalde

 

Atemberaubende Landschaft

 

Die Natur bahnt sich überall den Weg.

 

Genialer Rundblick auf die Seiser Alm. Im Hintergrund: der Schlern.

Nach der steilsten Steigung der gesamten Strecke kamen wir oben auf der neugebauten Plattkofelhütte an, wo wir gemütlich einkehren wollten. Eingekehrt sind wir auch, aber leider weit entfernt von gemütlich, denn als wir dort ankamen, war keine Sonne mehr zu sehen und es windete nicht unerheblich. Da drinnen kein freier Tisch zu finden war, entschlossen wir uns, es doch draußen zu versuchen, da der von uns ausgewählte Tisch einigermaßen windgeschützt aussah. Das entpuppte sich als Fehleinschätzung, und ich fror erbärmlich. Nicht nur wegen des Windes, sondern auch da mir im Anschluss an eine körperliche Anstrengung immer kalt wird. Ich habe trotzdem so gut es geht versucht, meinen Kaiserschmarren zu genießen…

Kaiserschmarren in der Kälte

Nach dem Zwischenstopp in der Plattkofelhütte vergingen noch einmal ca. 1 Stunde und 50 Minuten, so dass wir insgesamt mit Pausen ca. sechs Stunden unterwegs waren. Hierbei starteten und endeten wir auf 2.160 m. Zwischendrin ging es runter auf 1.950 m und hoch auf 2.360 m. Eine wirklich tolle Wanderung, die ich jedem empfehlen kann, der einigermaßen geübt und trainiert ist. Die Beschilderung ist – wie meist in Südtirol – super, wobei man das bei dieser Wanderung die meiste Zeit nicht wirklich braucht, denn man kann sich größtenteils einfach an Langkofel und Plattkofel orientieren, da man die beiden umrunden muss.

Irgendwie muss ich bei diesem Bild an „Herr der Ringe“ denken…

Abends war Gala-Dinner angesagt. Es gab sehr leckeres Gemüse im Teigmantel mit süß-saurer Sauce (eindeutig OHNE Glutamat), Flädlessuppe, Sorbet (mit Sekt, hat aber sogar mir geschmeckt), Penne mit Tomatensauce und zum Nachtisch Eis, wobei ich hier anmerken muss, dass im Originalmenü weder die Suppe noch die Penne und das Desert enthalten waren.

An diesem Abend was es zum ersten Mal warm genug, um draußen zu sitzen, weshalb wir auf einen Cocktail in einem anderen Hotel eingekehrt sind.

2 Kommentare

  1. Anonym
    16. Juli 2017 / 13:36

    Ich war bisher einmal im Hotel Passeiertal und fand es sehr angenehm in Südtirol. Diese Reise lohnt sich.

    • 18. Juli 2017 / 19:43

      Ja, Südtirol lohnt sich wirklich IMMER. Ich finde, es gibt keine schönere Berge als die Dolomiten. Im Passeier Tal war ich noch nie. Ich weiß nur, dass der Skifahrer Werner Heel dort her kommt 🙂

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

* Die DSGVO-Checkbox ist ein Pflichtfeld

*

Ich stimme zu