|Leseliebe| „Im Wald“ von Nele Neuhaus

„Im Wald“

  • Nele Neuhaus
  • Taunus-Krimi
  • Deutsch
  • Hörbuch
  • 4 Sterne

Der neueste Fall von Pia Sander und Oliver von Bodenstein beginnt mit einem in Brand geratenen Wohnwagen auf einem abgelegenen Campingplatz in der Nähe von Bodensteins Heimatort. Der Brand wird zu einem Fall für das K11, da in den Überresten des Wohnwagens eine männliche Leiche entdeckt wird. Es bleibt nicht der letzte Tote und für Oliver von Bodenstein entwickelt sich dieser Fall zu einem persönlichen Alptraum, denn er kennt alle Opfer und Verdächtigen bereits seit Kindesbeinen an. Als eine Querverbindung zum spurlosen Verschwinden von Bodensteins bestem Freund vor über 40 Jahren hergestellt wird, reißen bei Bodenstein längst verheilt und vergessen geglaubte Wunden wieder auf…

Ich mag die Krimis von Nele Neuhaus (zumindest die ab „Schneewittchen muss sterben“, die ersten Krimis finde ich ein bisschen langweilig) und habe alle Vorgängerbände gelesen. Bei „Im Wald“ habe ich zum ersten Mal zu einem Hörbuch gegriffen, was meiner schwäbischen Mentalität geschuldet ist, denn als ich entdeckt habe, dass die gebundene Ausgabe teurer ist als das Hörbuch – ganz abgesehen davon, dass sie nicht zu den Vorgängerbänden passt, die als Taschenbücher in meinem Regal stehen – habe ich mich spontan für das Hörbuch entschieden. Da ich momentan mit dem Auto zur Arbeit fahre, passt das ganz gut, allerdings lege ich eher kurze Strecken zurück, weshalb ich ewig für dieses sehr lange (9 CDs umfassende) Hörbuch gebraucht habe. Es war entsprechend auch nicht ganz einfach, der komplexen Handlung mit vielen Protagonisten zu folgen.

Nele Neuhaus gelingt es, wie man es von ihr gewohnt ist, ein Geflecht aus Beziehungen, alten Feindschaften und Missgunst in dörflicher Umgebung aufzubauen. Es ist spannend, wie nach und nach nicht nur echte Leichen sondern vor allem auch die, die unkörperlicher Natur sind – also all die dunklen, vergessenen und verdrängten Geheimnisse der Vergangenheit – ausgegraben werden.

In dem Zusammenhang hat mich ein bisschen gestört, dass Oliver von Bodenstein plötzlich eine Reihe traumatischer Erlebnisse aus seine Kindheit wiederentdeckt hat, von denen in den Vorgängerbänden nie auch nur ansatzweise die Rede war, so dass man sich als Leser fragt, warum er nicht längst unter den Schatten seiner Vergangenheit zusammengebrochen ist.

Was mich immer wieder an den Krimis von Nele Neuhaus fasziniert, ist, wie sie es schafft, dass man als Leser mit einem (vermeintlich) unschuldigen Verdächtigen mitfiebert und die Ermittler am liebsten schütteln möchte, wenn sie diesem ein Verbrechen unterstellen. So ging es mir bei „Im Wald“ mit Elias Lessing, einem Zeugen des Wohnwagenbrandes, der sich den Ermittlern entzieht, weil er in der Vergangenheit gegen Bewährungsauflagen verstoßen hat.

Wie Nele Neuhaus bereits in ihrem Interview auf der Frankfurter Buchmesse angekündigt hat, stehen im Ermittlerteam im nächsten Band große Veränderungen an, denen ich zunächst sehr kritisch gegenüber stand, da ich Bodenstein sehr gerne mag und zu den wenigen Lesern gehöre, die ihn Pia Sanders vorziehen (aber ich mag auch Inspector Linley lieber als Barbara Havers. Es scheint da ein Muster zu geben…). In der Hinsicht hat mich „Im Wald“ beruhigt, denn ich finde Cem und Tarik, die beiden Neuen im Team des K11, super und setzte große Hoffnungen in die beiden.

Wer vor einem etwas längeren Krimi nicht zurückschreckt, dem kann ich „Im Wald“ ans Herz legen., denn Nele Neuhaus liefert ihre gewohnte Qualität ab.

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