|Leseliebe| „Dark Love – Dich darf ich nicht lieben“ von Estelle Maskame

„Dark Love – Dich darf ich nicht lieben“

Estelle Maskame
Dark Love #1
Young Adult
Deutsch
Ausgeliehen von einer Freundin
2 Sterne

Achtung! Hier kommt ein Verriss… Nachdem ich bislang in 2016 beinahe ausschließlich 4-Sterne-Bücher gelesen habe, kommt nun ein Review zu einem Buch, das mich nicht überzeugen konnte. Dazu muss ich sagen, dass ich mir das Buch selbst wahrscheinlich eher nicht ausgesucht hätte, da ich es aber von einer Freundin ausgeliehen bekommen habe, wollte ich der Geschichte eine Chance geben. Nach meinem Negativerlebnis vom letzten Jahr mit Anna Todd stehe ich Büchern, die aus bereits vorher im Internet veröffentlichten Fictions entstanden sind, äußerst kritisch gegenüber. Als ich den Klappentext vorne im Buch aufgeschlagen und eine Lobeshymne von besagter Anna Todd entdeckt habe, schwante mir Böses…

Eden ist 16 Jahre alt und lebt mit ihrer alleinerziehenden Mutter im provinziellen Portland. Sie soll die Sommerferien bei ihrem Vater, zu dem sie seit der Trennung der Eltern kaum Kontakt hat, und dessen neuer Familie in Los Angeles verbringen. Ihre Begeisterung hält sich zunächst in Grenzen. Schnell lernt sie jedoch den exklusiven Lifestyle in L.A. und die Clique um ihren Stiefbruder Tyler und das Nachbarmädchen Rachael zu schätzen und taucht tief in deren Highschool-Partyszene ein. Ihren Stiefbruder empfindet sie zunächst als launischen, selbstgerechneten Idioten, bis sie beginnt, auch dessen weiche Seite zu sehen.

Prinzipiell keine schlechte Ausgangslage. Ich kann mich trotz meines fortgeschrittenen Alters durchaus für „Young Adult“ begeistern. Die Bücher von Morgan Matson z.B. gehören zu meinen absoluten Favoriten. Allerdings habe ich auch an dieses Genre gewisse Ansprüche. Dazu gehören die folgenden Faktoren:

1. Der Plot muss schlüssig sein und in einem angemessenen Tempo aufgearbeitet werden. Das bedeutet für mich, dass es keine „Löcher“ in der Geschichte geben darf. Auch sollten nicht ständig die unglaublichsten Zufälle dazu führen, dass es neue Wendungen in dem Buch gibt. Ich mag es auch nicht, wenn in einem Affenzahn durch die Geschichte gerast wird.

In all diesen Aspekten hat „Dark Love“ meine Erwartungen nicht erfüllt. Zum einen hatte ich das Gefühl, dass das gesamte Buch von Zufällen getragen wird. Da eine zufällige Begegnung, hier steht plötzlich jemand bereit, um Eden zu retten etc. Zum anderen hat die Autorin so viele schwierige Teenagerthemen in dieses Buch gepackt (Alkohol, Drogen, Kindesmisshandlung, Essstörung, Teenagerschwangerschaft – um nur ein paar zu nennen), dass ihr gar nichts anderes übrig geblieben ist, als durch die Geschichte zu rasen. Gerade am Ende kommt man als Leser den Wendungen kaum noch hinterher.

2. Die Charaktere müssen mir sympathisch sein. Oder falls es sich um die „Bösewichte“ handelt, muss ihre Charakterentwicklung zumindest nachvollziehbar sein.

Big Fail. Ganz ehrlich, von den regelmäßig vorkommenden Personen in dem Buch mag ich nur einen einzigen: Dean, der ebenfalls zu der neuen Clique von Eden gehört. Er scheint ein durch und durch lieber Kerl zu sein, der Eden von Anfang an mit Respekt begegnet. Alle anderen verhalten sich wie verwöhnte Gören und sind einfach nur wahnsinnig oberflächlich und unsympathisch. Und hierbei spreche ich nicht von den Bösewichten! Die gibt es auch, sie fallen dadurch auf, dass sie noch nerviger sind, eine schlüssige Erklärung ihres Verhaltens fehlt jedoch komplett.

3. Das Buch muss von der Orthografie und Grammatik her perfekt sein.

Ohne groß danach zu suchen, habe ich einen Fehler gefunden:

„Sobald das Haus für partytauglich erklärt ist, fahren wir los, um alles Lebensnotwenige einzukaufen…“

Für einen großen Verlag wie Heyne kein Ruhmesblatt.

4. Der Hintergrund der Themen im Buch sollte gut recherchiert sein.

Ganz ehrlich, ich hatte die meiste Zeit über den Eindruck, die Fanfiction eines Mädchens zu lesen, das „Keeping Up With the Kardashians“ und „The Hills“ geschaut hat und genaue aus diesen Sendungen ihr L.A.-Bild bezieht. Ähnlich wird auch das Thema „Essstörung“ abgearbeitet. Bei dem, was Eden so zu sich nimmt und der Menge an Sport, die sie treibt, müsste sie längst zusammengebrochen sein…

Apropos Fanfiction, wer aus diesem Bereich etwas lesen möchte, was kostenlos einzusehen und wesentlich besser recherchiert und amüsanter geschrieben ist, dem lege ich „A Robinson’s Affair“ von Mette ans Herz: eine Biathlon-Fanfiction.

5. Die Chemie zwischen einem eventuell vorhandenen Liebespaar muss stimmen.

Chemie? Was für Chemie? Bis zur Hälfte des Buches ahnt man zwar, auf was es hinauslaufen wird, aber nur, weil solche Bücher immer nach einem gewissen Schema ablaufen. Ansonsten brennt zwischen Helene Fischer und Florian Silbereisen quasi die Luft im Vergleich zu dem, was zwischen den Hauptpersonen dieses Buches abgeht (das war ein Insider 😉 .

Mit dieser negativen Rezension möchte ich keinesfalls verteufeln, wenn große Verlage einer unbekannten Autorin eine Chance geben. Ganz im Gegenteil. Aber ich denke, wenn die Geschichte eines unerfahrenen Neulings nicht perfekt ist, sollte man daran feilen und Ungereimtheiten aus dem Weg räumen. Es kann nicht der Weg sein, das Buch unbesehen aus dem Internet zu übernehmen.

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