|Leseliebe| „Die (beinahe) größte Liebesgeschichte des Universums“ von

 

„Die (beinahe) größte Liebesgeschichte des Universums“

Sarvenaz Tash
Young Adult
Deutsch
5 Sterne

Ahhhhh, ich muss direkt eine kurze, schwärmerische Passage einlegen, bevor ich zum Inhalt des Buches komme. So ein rundum gelungenes Buch hatte ich schon lange nicht mehr. Ja, ich habe in den letzten Wochen einige solide Bücher am Stück gelesen, aber wenn man viele ordentliche Bücher liest, wünscht man sich trotzdem den einen, großen Ausreißer nach oben. Den habe ich mit dieser wunderschön erzählten und gestalteten Geschichte definitiv gefunden.

Graham besucht die Highschool und gehört dort nicht zu den coolen Kids. Er ist von eher schmächtiger Statur, trägt eine Clark-Kent-Gedächtnisbrille, hat rote Haare à la Ron Weasley und liebt Comics und viele andere Dinge mit hohem „Nerd“-Potential. Trotzdem hat er sich in seinem Leben gut eingerichtet, denn mit seiner besten Freundin und Nachbarin Roxy und seinem hochintelligenten und sehr strukturierten (beinahe ins Autistische gehenden) Kumpel Casey hat er einen kleinen, aber feinen Freundeskreis um sich aufgebaut. Aktuell steht für die Nerd-Clique eines der Topereignisse des Jahres an: die Comic Convention in New York. Damit nicht genug, Robert Zinc, ein legendärer Comicautor, der sich vor vielen Jahren ins Privatleben zurückgezogen hat, plant im Rahmen der Comic Convention erstmals wieder an die Öffentlichkeit zu treten. Graham legt sich einen detaillierten Plan zurecht und möchte genau diesen Auftritt zum Anlass nehmen, um Roxy endlich seine Liebe zu gestehen. Schmerzhaft muss er jedoch feststellen, dass sich das wahre Leben nicht wie der Plot für einen Comic bestimmen lässt. Wobei das nicht heißen muss, dass so manche Wendung nicht zu einem viel besseren Ende führt…

Die schönen Illustrationen und phantasievollen Titel am Beginn eines jeden Kapitels

Schon rein äußerlich ist dieses Buch ein absolutes Schmuckstück. Als ich die deutsche Ausgabe aus dem Magellan-Verlag gesehen habe, wusste ich sofort, dass ich mir in diesem Fall ausnahmsweise nicht die englische Fassung für den Kindle kaufen werde. Wenn sich ein Verlag so viel Mühe mit der Gestaltung des Covers und auch der Kapitelüberschriften gibt, muss das belohnt werden. Zum Vergleich habe ich mir im Übrigen auch das amerikanische Titelbild angeschaut und dies ist wirklich einer der ganz rar gesäten Fälle, in denen ich das deutsche Cover viel schöner und gelungener finde. Das kommt selten vor, denn die amerikanische Covergestaltung ist normalerweise kreativer und innovativer als die deutsche.

Lieblingszitat I

Das Buch richtet sich an ein junges Publikum und ist dementsprechend leicht geschrieben. Mit der Folge, dass ich geradezu durch die Seiten geflogen bin und mich mehrfach bei dem Gedanken „Stopp! Ich möchte nicht, dass es so schnell zu Ende geht…“ ertappt habe.

Das Buch wird durchgehend aus der Sicht von Graham erzählt, was ich sehr begrüße, denn ich kann mich mit Perspektivwechseln nur selten anfreunden. Außerdem denke ich, dass ein Autor genau dann seine Brillanz zeigt, wenn er eben nicht auf den Kniff, die Perspektive zu wechseln, zurückgreift, sondern es ihm gelingt, auch aus der Sichtweise nur eines Protagonisten einen Einblick in das Seelenleben aller wichtigen Personen zu geben. Genau das schafft Sarvenaz Tash. Man kann sich als Leser problemlos vorstellen, wie sich Roxy und sogar die Nebendarsteller in diesem Buch fühlen.

Lieblingszitat II

Außerdem hat mich an dem Buch fasziniert, wie detailgetreu und authentisch die Autorin die Welt der Comic-Nerds schildert. Ich war bislang nur mit Teilen dieser ganz eigenen Welt vertraut (z.B. bekommt man einen kleinen Einblick, wenn man die Buchmesse in Frankfurt besucht und all die als Manga-Figuren verkleideten Besucher sieht), trotzdem habe ich mich mit dem Setting in diesem Buch sofort vertraut und vor allem auch wohl darin gefühlt. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll, aber Sarvenaz Tash geht einfach wahnsinnig liebevoll mit allen Charakteren um und beschreibt auch das Umfeld auf eine sehr warme und respektvolle Weise. Das bezieht sich nicht nur auf das Comic-Fandom sondern auch auf die Leidenschaft für „Star Wars“, „Harry Potter“ (der in gewisser Weise die Freundschaft von Roxy und Graham begründet hat) oder John Hughes, der durch Filme wie „Pretty in Pink“ die moderne, romantische Komödie quasi erfunden hat.

Ein weiterer Aspekt, der dieses Buch für mich zu etwas besonderem gemacht hat: es gibt mehrere (zumindest angedeutete) „Geschichten in der Geschichte“. So erfährt man Details über die Liebesgeschichte von Grahams Eltern, man wird in die fiktive Comicwelt von Althena entführt und bekommt einen Einblick in den Comic, an dem Graham gemeinsam mit Roxy arbeitet. Alles ganz großes Kino.

Ich wünsche mir, dass dieses leise, kleine Buch viele Leser findet, denn es hat mich verzaubert.

Lieblingszitat III

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