|Leseliebe| „Spritztour“ von Jürgen Seibold / Rezension

Ich hatte zu Abwechslung mal wieder Lust auf einen entspannten Regionalkrimi und so kam mir der neueste Allgäu-Krimi aus der Kommissar-Hansen-Reihe von Jürgen Seibold sehr gelegen. Gerade in beruflich stressigen Zeiten habe ich es genossen, abends vor dem Einschlafen ein paar Seiten aus der „Spritztour“ zu lesen.

Rezension zu Spritztour von Jürgen Seibold

„Spritztour – ein Allgäu-Krimi“

  • Jürgen Seibold
  • Komissar Hansen #6
  • Krimi
  • Deutsch
  • E-Book
  • Das E-Book wurde mir von netgalley für eine Rezension zur Verfügung gestellt.
  • 4 Sterne (von 5 möglichen Sternen)
  • Empfehlung: für Allgäu-Fans, die Krimis mit einer gemütlichen Grundatmosphäre mögen.

Kommissar Eike Hansen und seine Verlobte Resi wollen einen entspannten Tag auf dem Tegelberg bei Füssen verbringen. Mit der Ruhe ist es jedoch vorbei, als plötzlich am Ende der Seilbahnfahrt eine männliche Leiche an der Schulter von Resi lehnt. Eine Einstichstelle am Hals verrät: es war kein natürlicher Tod sondern Mord. Die Ermittlungsarbeiten gestalten sich abenteuerlich, denn der Tote war nicht nur ein Weiberheld mit unzähligen Frauenbekanntschaften und folglich auch Spuren und Motiven in entsprechender Anzahl, er war zudem in unsaubere Geschäfte verstrickt. Als zusätzlich die ehemalige Geheimdienstvergangenheit des Toten ans Licht kommt, wird Kommissar Hansen der Fall entzogen. Frustriert versucht er gemeinsam mit seinem Team heimlich weiter zu ermitteln, aber da wird er von seiner eigenen, familiären Vergangenheit eingeholt…

 

Rezension zu Spritztour von Jürgen Seibold

 

Die Allgäu-Krimis von Jürgen Seibold fallen für mich nicht in die Kategorie der sehr komplexen Krimis von Lenz Koppelstätter oder Nele Neuhaus. Genauso wenig passen sie zu den Krimis, bei denen das Privatleben der Kommissare und der Slapstick-Moment total im Fokus steht – also wie z.B. bei einem Kluftinger oder dem Eberhofer Franz. Ich siedele die Bücher rundum Kommissar Hansen irgendwo in der Mitte an. Es wird wert auf die Ermittlungsarbeit gelegt, trotzdem erfährt man viel aus dem Privatleben der ermittelnden Beamten und die Fälle sind eher gemächlich und weniger „kriminell“. Also mehr „Rosenheimcops“ denn „Tatort“.

Der Anfang von „Spritztour“ hat mir sehr gut gefallen. Das mag daran liegen, dass ich Seilbahnfahrten liebe und mir so das Szenario lebhaft vorstellen konnte. Auch im weiteren Verlauf konnten mich Eike Hansen und sein Team erneut überzeugen, trotz folgender Kritikpunkte:

  • Ich finde es immer wieder amüsant, wenn in Krimis ein Fall entzogen wird und die Kommissare sich nicht damit abfinden wollen und mit größtem Elan heimlich und womöglich sogar auf Privatzeit weiter ermitteln. So läuft das in echt niemals ab. Egal in welcher „öffentlich-rechtlichen Branche“, da wird am Anfang erst einmal die Zuständigkeit geprüft. Und wenn jemand anders zuständig ist, gibt man den Fall frohen Herzens ab, denn im Zweifel hat man sowieso mehr als genug zu tun. Auch wird im Rahmen eines späteren Gerichtsverfahrens geprüft, ob man den Angeklagten aus persönlichen Motiven (und folglich nicht mehr objektiv) verfolgt hat. Bei Ermittlungsarbeit in der Freizeit dürfte hier einiges für einen privaten Antrieb sprechen.  Das würde strafmildernd gewertet oder gar die ganze Anklage zusammenbrechen lassen.
  • Ich kann mir nicht helfen, die Geheimdienstvergangenheit des Opfers erinnert mich stark an wilde Verschwörungstheorien und wirkt deshalb nicht zu 100% glaubwürdig auf mich. Aber da dieser Erzählstrang durch die Verknüpfung zu Hansen noch weiterzugehen scheint, bin ich gespannt, wie sich das ganze im nächsten Band entwickelt.
  • Leider können mich die Anekdoten um Kater Ignaz nicht so begeistern wie viele andere Leser. Tote Mäuse finde ich eklig. Dasselbe gilt für die Vorstellung, dass jemand Bilder aus toten Fliegen bastelt. Aber das ist sicher reine Geschmacksache. Für mich ist das zu sehr „Dschungelcamp“.

Trotzdem mag ich die Allgäu-Krimis von Jürgen Seibold, denn sie liefern solide Krimikost und sind in einem der schönsten Landstriche Deutschlands angesiedelt. Außerdem liegt mir die unaufgeregte Art, mit der Kommissar Hansen und sein Team auf die Tätersuche gehen. Auch hat das Privatleben der Kommissare zwar einen festen Platz in den Krimis, trotzdem nimmt es nicht überhand. Das ist ein schmaler Grat, den nicht viele Krimiautoren meistern. Für mich war es genau der richtige Krimi zur richtigen Zeit, und ich werde gerne auch zum nächsten Band der Reihe greifen.

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