|Leseliebe| „Raumpatrouille: Geschichten“ von Matthias Brandt / Rezension

Rezension zu Raumpatrouille von Matthias Brandt

„Raumpatrouille: Geschichten“

Matthias Brandt
Kurzgeschichten
Deutsch
Hörbuch
5 Sterne (von 5 möglichen Sternen)
Empfehlung: für alle, die schon immer wissen wollten, wie es ist, einen Bundeskanzler zum Vater zu haben.

Matthias Brandt erzählt in dieser Sammlung von Kurzgeschichten von seiner Kindheit als Kanzlersohn in der Bonner Republik. In den einzelnen Kapiteln schreibt er z.B. über Kaffeekränzchen beim ehemaligen Bundespräsidenten Lübke, über eine diplomatisch hochanspruchsvolle Radtour mit seinem Vater und dessen Parteifreund (-feind) Herbert Wehner oder über seine gescheiterten Kindheitsträume von einer Karriere als Zauberer, Fußballstar oder Astronaut.

Rezension zu Raumpatrouille von Matthias Brandt

Ich mag Matthias Brandt als Schauspieler und finde es spannend, dass der Sohn eines Politikers einen solchen Karriereweg eingeschlagen hat. Da ich seinen Vater Willy Brandt als Persönlichkeit ebenfalls ausgesprochen faszinierend finde, war ich gespannt, was Matthias Brandt über seine Kindheit zu erzählen hat. Dass er dieses Hörbuch selbst liest, war ein Bonus für mich, und er macht seine Sache in der Tat ganz hervorragend und hat eine wunderbar angenehme Stimme.

Die einzelnen Geschichten haben mir allesamt sehr gut gefallen. Matthias Brandt hat eine wundervoll poetische Erzählweise, die sich durch einen leisen, subtilen Humor auszeichnet.

Das Verhältnis zu seiner Mutter war sehr liebevoll, zu seinem Vater eher distanziert (aber nicht vergleichbar zu dem zwischen Helmut Kohl und seinen Söhnen. Trotzdem ist es vielleicht besser, dass Angela Merkel keine Kinder hat…) und der kleine Matthias war als Kind mit einer überbordenden Fantasie gesegnet.

Man fühlt sich durch die Erinnerungen von Matthias Brandt direkt in eine andere Zeit versetzt, in der die große TV-Show am Samstagabend ein Generationen übergreifendes Ereignis war und immer und überall – sogar im Sprechzimmer des Arztes – geraucht wurde.

Als Norwegenfan hat mir die Episode, in der mit seiner Mutter in ihre Heimat nach Norwegen reist, besonders gut gefallen. Sehr amüsant zu hören, wie der kleine Matthias vermutet, seine Mutter wäre einem Zöllner aufgrund einer angeregten Unterhaltung freundschaftlich verbunden, wobei er viele Jahre später feststellen musste, dass seine Mutter in Wahrheit mit dem Zollbeamten geschäkert hat, um zu verdecken, dass sie große Mengen an Alkohol nach Norwegen schmuggeln wollte. Das könnte sich eine Kanzlergattin heutzutage nicht mehr erlauben…

Ich hoffe, Matthias Brandt denkt über eine Fortsetzung seiner schriftstellerischen Karriere nach, denn mir hat „Raumpatrouille“ sehr gut gefallen, und ich würde gerne mehr von ihm lesen.

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