|Leseliebe| „Berühre mich. Nicht.“ und „Verliere mich. Nicht.“ von Laura Kneidl / Rezension

Ich habe lange mir mir gerungen, ob ich die beiden Bücher von Laura Kneidl lesen soll. Einerseits viele begeisterte Rezensionen zum ersten Band und zwei wunderschöne Cover. Andererseits eine Hauptperson mit einer Angststörung. Da bin ich immer etwas skeptisch, denn ich habe schon zu viele schlecht gemachte Bücher mit problembeladenen Protagonisten gelesen. Bei diesen Geschichten hatte ich den Eindruck, dass die Autoren lediglich zu Papier bringen, wie sie sich so eine Erkrankung vorstellen, ohne selbst davon betroffen zu sein oder tiefgreifende Recherche betrieben zu haben.

Rezension zu "Berühre mich. Nicht." von Laura Kneidl

„Berühre mich. Nicht.“

  • Laura Kneidl
  • New Adult
  • Deutsch
  • 4,5 Sterne (von 5 möglichen Sternen)
  • Empfehlung: für alle, die eine „New Adult“-Geschichte mit Tiefgang abseits der üblichen Klischees suchen.

Für Sage ist der Beginn ihres Studiums am College gleichbedeutend mit einem kompletten Neubeginn. Sie möchte die Dämonen ihrer Vergangenheit um jeden Preis hinter sich lassen. Auch wenn sie dafür in ihrem Auto hausen muss und ihre Angststörung sie regelmäßig zu übermannen droht. Durch einen glücklichen Zufall lernt sie April kennen und gewinnt mit ihr eine echte Freundin. Aprils Bruder Luca verunsichert Sage hingegen zutiefst. Einerseits personifiziert Luca Sages Ängste. Andererseits fühlt sich Sage magisch von Luca angezogen…

Eins kann ich vorneweg gleich auflösen: meine eingangs in diesem Blogpost geschilderten Bedenken haben sich bereits nach wenigen Seiten in Luft ausgelöst. Die einfühlsame Art und Weise wie Laura Kneidl die Gefühlswelt von Sage schildert, hat mich sofort überzeugt. Ich konnte Sages Verhalten immer nachvollziehen und besonders gut gefallen hat mir, dass die Beschreibungen von Sages Problemen nie ins Reißerische abgedriftet sind. Dafür beide Daumen nach oben von mir!

Den Schreibstil muss ich generell lobend erwähnend, denn der ist wunderbar flüssig und mitreißend. Für mich einer der Hauptgründe, warum „Berühre mich. Nicht.“ so viel Spaß macht.

Zum Lesevergnügen trägt auch der Kosmos an Freuden und Mitstudenten rundum Sage bei. Eine Clique, zu der man als Leser am liebsten selbst dazu gehören möchte.

Einziger Minuspunkt war für mich das Ende, mit dem wohl sichergestellt werden sollte, dass die Leser auch fleissig zum zweiten Band der Reihe greifen werden…

Rezension zu "Verliere mich. Nicht." von Laura Kneidl

„Verliere mich. Nicht.“

  • Laura Kneidl
  • New Adult
  • Deutsch
  • E-Book
  • Das E-Book wurde mir von netgalley für eine Rezension zur Verfügung gestellt.
  • 3,5 Sterne (von 5 möglichen Sternen)
  • Empfehlung: für alle, die wissen wollen, wie es nach „Berühre mich. Nicht.“ weitergeht.

Die Geschichte um Sage & Luca und ihre Clique geht in die nächste Runde. Eigentlich möchte sich Sage von Luca fern halten, um den Pakt mir ihrem Stiefvater nicht zu gefährden. Gleichzeitig gibt es noch immer diese unglaubliche Anziehung zwischen den beiden. Und die wird nicht weniger, als Sage wieder in der Wohnung von April & Luca einzieht…

Ja, ich kannte die ausgesprochen durchwachsenen Rezensionen zu diesem zweiten Band, bevor ich das Buch gelesen habe. Ich wollte mich trotzdem darauf einlassen, denn ich musste einfach wissen, wie es mit Sage & Luca weitergeht.

Leider muss ich genau die Kritikpunkte anbringen, von denen auch viele andere Leser geschrieben haben:

  • Die unaufgeregte Art, die Geschichte von Sage zu erzählen, die mich in Band 1 so begeistert hat, geht in „Verliere mich. Nicht.“ ziemlich verloren. Dort kommt es zu dem für „New Adult“-Geschichten üblichen überbordenden Drama – meist ausgelöst durch unsinnige Missverständnisse, die sich durch simples „darüber reden“ hätten vermeiden lassen.
  • Zum Ende wird es sehr vorhersehbar, und ich hatte im Gegensatz zu „Berühre mich. Nicht“ keine Angst mehr um Sage. Mir war der Schluss des Buches auch etwas zu eindimensional.
  • Die Geschichten der Nebendarsteller wie z.B. April oder Gavin kommen viel zu kurz und werden in keiner Weise aufgelöst. Ich weiß nicht, ob die Autorin eine Fortsetzung plant, aber ich würde zu gerne erfahren, was z.B. bei Aprils erstem Mal vorgefallen ist (und ob ich mit meiner Vermutung richtig liege).

Den Schreibstil und die Art, wie Laura Kneidl die Collegewelt von Sage zum Leben erweckt, finde ich noch immer brillant. Sie gehört mit Sicherheit zu den talentiertesten Jungautorinnen in Deutschland, und ich werde auch in Zukunft zu Büchern aus ihrer Feder greifen.

Mein Gesamtfazit zu beiden Büchern fällt folglich durchwachsen aus. Trotzdem: auch wenn der zweite Teil gegenüber dem ersten Band stark abfällt, bereue ich es nicht, Laura Kneidl eine Chance gegeben zu haben. Vielleicht wäre der Nachfolgeband auch besser weggekommen, wenn der erste Teil nicht ganz so herausragend gewesen wäre…

7 Kommentare

  1. 7. März 2018 / 10:43

    Liebe Steffi,
    wie du weißt bin ich da ganz bei dir.
    Der erste Band ist für mich DAS New Adult Buch schlechthin, da wird in Zukunft auch kaum etwas ran kommen.
    Den zweiten fand ich ziemlich enttäuschend. Richtig Wütend war ich sogar über die Botschaft in den letzten Sätzen.

    SPOILER:

    Liebe heilt alles. Und auch ein Missbrauch hat etwas Gutes, denn ohne ihn hätte sie Luca nicht kennengelernt.

    Whaaaaaat. Geht gar nicht.

    Aber auch ich werde weiterhin ihre Bücher kaufen & lesen, obwohl ich ihre Einstellung zu Rezensionen irgendwie strange finde. Sie sagte ja mal, sie wolle nicht unter negativen Rezensionen verlinkt werden, das würde sie zu sehr treffen.

    Liebe Grüße,
    Nicci

    • glimrende
      Autor
      7. März 2018 / 21:20

      Hallo Nicci,
      ich stimme voll mit Deiner Meinung überein, das Ende war enttäuschend. Und mit dem, was Du in Deinem Spoiler schreibst, beschreibst Du genau den Grund, warum ich bei Büchern mit Angsterkrankungen o.Ä. immer skeptisch bin. Da erfolgt oft eine so oberflächliche Auseinandersetzung mit einem extrem ernsten Thema. Bei Laura Kneidl waren 80% der beiden Bücher wirklich top umgesetzt, was die Beschäftigung mit Sages Problemen betrifft. Aber das Ende hat sooo viel kaputt gemacht.

      Ich wollte es in meiner Rezension nicht so deutlich schreiben (wegen Spoiler), aber mir war das Ende – von der Verharmlosung von Sages Problemen ganz abgesehen – viel zu zuckrig/perfekt. Damit kann ich bei einem leichten „Chick Lit“-Roman leben – aber nicht bei einem Buch mit ernstem Anspruch.

      Ein bisschen kann ich das mit den negativen Rezensionen verstehen, ich würde mir so etwas auch sehr zu Herzen nehmen, vielleicht will man sich da selbst schützen. Andererseits muss man sich, glaube ich, wenn man richtiger Autor ist, an Kritik gewöhnen. Schließlich kann man aus fundierter Kritik auch etwas lernen.

      Viele Grüße,

      Steffi

      • 19. März 2018 / 14:34

        Ja, leider hat das Ende einiges kaputt gemacht.
        Wir haben gemeinsam gelesen mit ein paar Bloggerfreundinnen und waren richtig wütend, als wir das Buch zugeklappt haben. 🙁

        Jau, das kam noch hinzu. Alles war irgendwie schön, auch wenn die meisten Aspekte nicht mehr erwähnt worden sind. Bissl Zucker drüber, fertig.

        Eben! Genau deshalb finde ich das ja so strange… man weiß ja dann, was nicht so gut ankam, zumal manches ja sicherlich immer wieder thematisiert wurde in Rezensionen.

  2. 10. März 2018 / 09:01

    Guten Morgen Steffi :o)
    Ich habe jetzt mal nur die Rezension zum ersten Band gelesen, da ich diese Reihe auch unbedingt noch lesen möchte. Bei mir verhielt es sich ähnlich, wie bei dir. Ich schleiche auch schon seit einiger Zeit um den ersten Band herum. Er ist bei mir unter anderem aber auch deswegen noch nicht eingezogen, weil ich derzeit einige Bücher auf der Wunschliste und vor allem auf dem SuB habe, die ich unbedingt noch lesen möchte.

    Die Story interessiert mich sehr. Deine Worte zum Buch haben eventuelle Bedenken, ob ich vielleicht doch noch den ein oder anderen Kritikpunkt finden könnte, ausgeräumt. Sobald eine Leselücke in Aussicht ist, muss diese Reihe auch bei mir einziehen.

    Ich freue mich,dass du so schöne Stunden mit der Geschichte verbringen konntest <3

    Ganz liebe Grüße
    Tanja

    • glimrende
      Autor
      11. März 2018 / 10:17

      Hallo Tanja,
      es war definitiv eine gute Entscheidung, nur die Rezension zum ersten Band zu lesen (auch wenn ich mich natürlich bemüht habe, keinen Spoiler einzubauen). Ich würde zu dem Buch vorher eh nicht zu viele Rezensionen lesen.

      Ich wünsche Dir einen schönen Sonntag.

      Steffi

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